Ein Bericht von Frau Dr. Ursula Renner:
Am Mittwoch wurden bei noch angenehmen Temperaturen um 6.30h die Koffer verladen, und es ging ziemlich pünktlich los. Unser Fahrer war der Chef Rolf selbst. Es waren hohe Temperaturen angesagt, die sich auch einstellten. Unterwegs gab es anstelle des üblichen Picknicks einen Sektempfang und bei einer anderen Pause Kaffee und von Teilnehmerinnen selbst gebackenen, köstlichen Kuchen. Wir kamen wunderbar durch und landeten bereits kurz nach 18.30h im Hotel Best Western bei strahlendem Wetter und ca 37 Grad. Die klimatisierten Zimmer wurden bezogen, und ab 20h gab es ein gutes Abendmenü mit Entenbrust als Hauptgang. Der Vorsitzende des Comité de Jumelage, Gérard Bonneau und seine Frau kamen zur Begrüßung vorbei. Wir saßen auf der Poolterrasse und genossen jeden Luftzug.
Am Donnerstag fuhren wir nach dem Frühstück, ebenfalls auf der Poolterrasse, bei herrlichem Wetter bereits um 8.45h los zu den Carrières de Lumières, dem Steinbruch bei Les Baux mit den hervorragenden Light & Sound-Shows. Dieses Jahr standen die Maler der italienischen Renaissance Da Vinci, Raffael und Michelangelo auf dem Programm. Die Bilder passierten langsam Wände, Decken und Böden, untermalt von passender Musik, u.a. aus der Carmina Burana. Es war angenehm kühl, und viele Leute genossen wie wir andächtig das Spektakel.
Dann hatten wir Freizeit im Bergdörfchen Les Baux, in dem es jetzt in der Hauptsaison von Touristen nur so wimmelt. Wie ein Adlerhorst thront es auf dem Berg. Bemerkenswert ist das kleine Museum für Krippenfiguren (Musée de Santons): Die Figürchen sind provenzalisch, elegant zur napoleonischen Zeit oder „modern“. Eine provenzalische Krippenfigur bildet einen Typ ab, z.B. den reichen Mühlenbesitzer, den armen Viehhirten, die böse Alte, etc. und erinnert so an die Comedia dell‘ Arte. In der Kirche St. Vincent kann man schöne, moderne Glasfenster bewundern, die sehr gut in die schlichte dreischiffige Kirche passen. Die Kirche ist mangels Platz breiter als lang. Alle paar Meter in den verwinkelten Gassen locken Terrassen mit Blick in das Tal und die umgebende Bergwelt, bei einem Glas Rosé oder einem großen, kühlen Saft zu verweilen.
Auf der Weiterfahrt finden wir einen schattigen, windigen Rastplatz und nehmen unser Picknick ein: belegte Baguette, eingelegte grüne und schwarze Oliven, geschnibbelte Gurken, Tomätchen, schmackhafte Aprikosen und Melonen, alles ordentlich begossen mit Wein und Wasser. Neben uns rastet die örtliche Feuerwehr. Bei diesen Temperaturen besteht in hohem Maße Waldbrandgefahr.
Wir fahren zur Ausgrabung Glanum bei St. Rémy-de-Provence, eine absolute Premiere für uns Schriesheimer: Gegründet ca 600 v. Chr von Phöniziern, ab 125 v. Chr römisch (Zeittafel: 124 v. Chr gründeten die Römer Aix-en-Provence; 49 v. Chr nimmt Caesar Marseille ein; 27 v. Chr wird Augustus Kaiser; ca 25 v. Chr entsteht die gallische Provinz; ab 270 n.Chr. Germaneneinfälle und Glanum wird verlassen). Das Mausoleum und die Überreste eines beeindruckenden Stadttors mit Kassettendecke vor der Stadt waren schon immer sichtbar, während die griechischen und römischen Reste der Stadt erst sehr viel später ausgegraben wurden. Unsere Reiseleiterin Claudia bereitet uns hier im Schatten auf das Kommende vor. Im Eingangsgebäude befinden sich zwei Stadtmodelle, die den bislang erforschten Zustand zum einen in der Epoche 150 – 50 v. Chr und zum anderen von 50 v. – 270 n. Chr. abbilden. Wir sind die einzigen Besucher und durchwandern die in wunderschöner, hügeliger Landschaft liegenden, durchaus beeindruckenden Ruinen bei strahlend blauem Himmel. Es ist zwar heiß, aber nicht schwül, und es weht fast immer ein leichter Wind.
Leicht erschöpft von all den Eindrücken und den Temperaturen erreichen wir schließlich am frühen Abend die kleine Domaine Sourilhac in Domazan, wo uns eine Weinprobe erwartet. Es gibt Rotwein (AOC Côtes du Rhône Village aus Syrah und Grenache), einen schwereren, im Barrique ausgebauten Syrah, Rosé aus Cinsault und Grenache blanc und rot und einen herzhaften Weißwein aus Viognier, Grenache blanc, Clairette, Ronsanne und Marsanne. Es wird probiert und Umsatz gemacht! Und wir bestellen den Wein fürs Altstadtfest, um ihn temperaturbedingt erst am Tag der Abfahrt abzuholen.
Auf der Rückfahrt nach Uzès wird u.a. von Oscar Garcia, dem Koch des 1-Sterne-Lokals „La Table d’Uzès“, berichtet, und Claudia gibt das Programm des nächsten Tags bekannt. Wir kommen erst spät an und freuen uns alle auf eine Dusche. Wir essen wieder, beäugt von der holländischen Reisegruppe, die im klimatisierten Restaurant sitzt, auf der Poolterrasse. Heute abend gibt es Lachs. Viele genießen noch lange die laue Sommernacht bei verdientem Pressée (Bier) oder kühlem Crémant (Sekt aus dem Elsaß!) oder Roséwein.
Freitag: Ein weiterer strahlender Tag erwartet uns: Um 9h hat der Bürgermeister im Hof neben der Kathedrale wegen des Fête Votive die Bevölkerung zum Petit Déjeuner eingeladen. Der Bürgermeister Jean-Luc Chapon, der unsere Städtepartnerschaft mitgegründet hat, begrüßt Claudia und einige von uns; er ist schon seit 38 Jahren im Amt und verändert sich optisch kaum. Schließlich tritt er ans Mikrophon, und der offizielle Teil beginnt. Claudia führt uns kurz in die Kathedrale St. Théodorit, neben der sich das Wahrzeichen von Uzès, der Turm Fenestrelle, minarettartig in den tiefblauen Himmel reckt. Die kleine Orgel ist u.a. wegen der im 17. Jh bemalten Seitenflügel ein Nationales Kulturerbe. Wir machen in der morgentlichen Luft noch einige Schritte durch die typischen Altstadtgassen von Uzès. Dann fahren wir mit dem Bus durch die Hügellandschaft der Cevennen zur Höhle Aven d’Orgnac. Im Bus macht rasch die Eselsbrücke für Stalagmiten und Stalaktiten die Runde: „Die Mi(e)ten steigen, und die Ti(t)ten hängen.“ Wir sind Teil einer großen, kinderreichen Truppe, die um 12h geschlossen in die dauerhaft 13 Grad kühle, riesige Tropfsteinhöhle geführt wird. Für die „normalen“ Besucher werden über ein riesiges Treppensystem für einen ca einstündigen Gang nacheinander 3 gewaltige „Hallen“ zugänglich gemacht, während es für „sportliche Besucher“ richtige Abenteuer-Exkursionen gibt. Mit unterschiedlichen Lichteffekten werden die verschiedenen Formationen – u.a. Sintervorhänge, Stalagnate (vom Boden bis zur Decke reichende Säulen), gewaltige Stalaktiten und Stalagmiten – abwechselnd beleuchtet, und ihr Entstehen anschaulich und launig erklärt. Am tiefsten Punkt sind wir 130 Meter unter dem Meeresspiegel, und die letzte Höhe wird von Lichtspielen und Musik geflutet. Mit dem bequemen Aufzug geht es in Windeseile wieder noch oben, in das südfranzösische Licht. Wir essen auf der Restaurantterrasse der Anlage: Es gibt abwechslungsreiche gemischte kalte regionale Vorspeisen, ein Eis und wie immer ein Getränk. Für das sehr interessante prähistorische Museum bleibt leider nur wenig Zeit, das u.a. die Vorzeit sehr anschaulich erklärt und die wissenschaftlichen Methoden zu ihrer Erforschung.
Wir fahren um 15.30h ab. Zwar will Claudia unterwegs nochmal Kaffee und Kuchen anbieten, aber bei diesen Temperaturen träumen alle vom Hotelpool.
Am Abend bummelt jeder individuell in die Altstadt. Die Boulevards – man könnte auch vom Altstadtring sprechen - sind für die Fête Votive gesperrt incl Bürgersteige, aber die Fußgänger quetschen sich zwischen den Gittern hindurch, um ihren Weg ohne große Umwege fortzusetzen. An unterschiedlichen Stellen der Boulevards spielen Pena-Gruppen. Schließlich kommen in rasendem Galopp die verschiedenen Manades nacheinander auf ihren wunderschönen, weißen, wendigen Camargue-Pferden angebraust, zwischen den Pferden die mitrasenden junge Stiere. Diese sind zierlicher als ihre spanischen Brüder, haben aber ein größeres Gehörn, und das ist jeweils umwickelt mit bunten Bändern. Und die mutigen Jugendliche, die die Stiere zu Fuß verfolgen, müssen versuchen, ihnen diese Bänder abzureißen. Ein erfolgreicher Stier läßt sich sowenig Bänder abnehmen wie irgend möglich! Natürlich ist auch die Familie Martini mit ihren erfolgreichen Stieren und ihrer tollen Reitertruppe dabei, auf deren Stierfarm wir schon oft gewesen sind. Auf und an den Boulevards ein ungeheurer Menschenauflauf, eine tolle Stimmung. Zu allem Überfluß schießt immer wieder die Polizei in die Luft, um die vielen Stare aufzuschrecken, die so den Himmel über Uzès verdunkeln. Hinter dem Gitter wogen Menschenmassen und versperren denjenigen, die dahinter einigermaßen bequem an Bistrotischen beim Pastis sitzen, den Blick. So geht es auch uns in unserem Le Vieux Café, das sich an prominenter Stelle am Boulevard Gambetta 1 befindet, einem der Hauptschauplätze. Das von unserem Ehrenpräsidanten Horst Schütze vereinbarte Essen (Rinderbraten mit Oliven) ist schmackhaft, der Service naturgemäß überfordert. Schließlich verlagern sich die Reiter- und Stiervorführungen in die sog Arena außerhalb der Altstadt, während die Boule-vards mit Musik geflutet werden. Als krönenden Abschluß werden Musikwägen, phantasievoll geschmückt, mit Lichtorgeln beleuchtet und mit Akrobaten bestückt, durch die Boulevards gezogen – das erinnert viele von uns an den Cirque du Soleil, dessen erste Aufführungen von André Heller choreographiert gewesen waren. Als Claudia schließlich das Abendessen bezahlen will, stoßen wir an der Theke auf den leicht erschöpften, glücklich-stolzen Bürgermeister. Das Durcheinander, für wieviele Gedecke bezahlt werden muß, kann am Ende schnell aufgelöst werden. Nach all dem Trubel und Lärm genießen wir schließlich die laue, stille Sommernacht am Pool mit einem Absacker.
Wie jeden Samstag ist am Vormittag in der Altstadt auf der Place des Herbes Markt. Und jeder macht sich individuell auf, um seinen ganz persönlichen, südfranzösischen Konsumrausch zu erleben, ob mit frischem Obst, Käse, eingelegten Oliven, bestem Oliven- oder anderem Öl, Tischdecken, Keramik, Schnitzereien aus Olivenholz, Tücher, Honig, Käuter, Gewürze, etc. etc. Ein unglaubliches Gedrängel mit Familien, Hund, Kinderwägen, Oma und Opa, Taschen, Tüten und Rücksäcken, wobei die Touristen in der Minderheit sind, wälzt sich über den Platz und durch die umliegenden Gassen mit ihren kleinen Boutiquen mit überraschendem Sortiment, lohnendes Ziel jedes Konsumjägers. Unter den Arkaden sitzen Leute bereits am Mittagstisch. Und ein Belohnungsdrink unter den Arkaden im Schatten, in sicherer Entfernung von den Menschenmassen, umgeben von den vielen ergatterten Tüten, ist doch ein krönender Abschluß für einen erfolgreichen Morgen!
Schon am frühen Morgen ist es heute nicht nur heiß, sondern schwül. Ich gehe daher als Erstes in den mittelalterlichen Garten, um den Königsturm (La Tour Royale) zu besteigen, der einen wunderschönen Blick über ganz Uzès gewährt. Die Turmtreppen sind so eng, dass das mit Tüten und Taschen beladen ein unmögliches Unterfangen wäre, auch Gegenverkehr wäre unerwünscht. Der kleine Garten mit seinen verschiedenen Beeten – Erklärungen gibt es auch auf deutsch – ist bezaubernd und ein ruhiges Plätzchen. Luftholen vor dem Sturm.
Für unsere Gruppe ist das Mittagessen im „Millezime“ am Boulevard Gambetta reserviert. Anschließend ist Freizeit angesagt z.B. am Hotelpool oder ein schattiger Spaziergang zur Quelle der Eure. Oder man fährt mit Claudia zum Pont du Gard, dem römischen Wahrzeichen des Landkreises Gard, oder Knoblauch und andere Lebensmittel einkaufen.
Am Abend bummelt wieder jeder individuell in Richtung Boulevards für das Fête Votive. Dieses Mal hat Horst Schütze für uns genialerweise im „Le Bistrot du Grezac“ am Place Bellecroix, direkt an der Kirche St. Etienne, reserviert. Dort drücken sich viel weniger Leute an den Absperrungen herum, so dass wir bequem von unseren Plätzen aus das Spektakel verfolgen können. Das Ende der Stierhatz ist nämlich hier aufgebaut: Ein großer Viehtransporter steht mitten auf dem Boulevard, die Stiere werden im rasenden Galopp von den Reitern eskortiert und sausen direkt in den Transporter, Klappe zu, Stier drin. Nur einer riecht den Braten und dreht um. Nach einer Weile dürfen alle Stiere wieder heraus und werden in umgekehrter Richtung den Boulevard hinaufgetrieben, und alles beginnt von vorn. Die Photographen unter uns wagen sich wie die anderen mitten auf den Boulevard, um die rasenden Stiere und Pferde in möglichst toller Perspektive aufzunehmen und sich dann mit einem Sprung durch die Absperrung in Sicherheit zu bringen. Eine Reiterin hat ihr Baby dabei, das am Ende auf den Sattel ihres Camargue-Pferdes gesetzt wird und, gestützt von den Eltern, rasch der Liebling der Photographen wird. Unterdessen bekommen wir ein vorzügliches Abendessen mit einer außergewöhnlich guten Paella. Das Geschehen mit Pferden und Rindern verlagert sich wieder in die sog Arena. Es wird immer schwüler. Einige unserer Gruppe bummeln ins Hotel. Andere lassen sich bei einsetzender (Tanz-)Musik noch über die Boulevards treiben. Diese Spätlinge erreichen das Hotel nur noch bei sanftem, sommerlichen Sprühregen. Nach dem üblichen Absacker auf der Poolterrasse, um die Ruhe zu genießen, fängt es in der Nacht richtig zu schütten an, und es kühlt endlich ein bißchen ab.
Am Sonntag strahlt die morgentliche Sonne schon wieder. Der Himmel ist blaugeputzt. Der Bus wird sorgsam auf einer Seite mit dem Gepäck bepackt, und um 9h fahren wir nach Domazan, den Wein abholen. Mit Hilfe von vielen hilfreichen Händen sind die vielen Weinkartons in Windeseile verstaut, und es geht auf die Autobahn. Claudia verteilt als Andenken wohlriechende Lavendelsäckchen, besonders große an die Kuchenbäckerinnen. Mittags sind wir in Lyon. Die Wolken sind wieder da, hängen ganz tief, und es regnet. Daher gibt’s erst gegen 13.30h, als der Regen aufhört, ein sehr schmackhaftes Picknick mit Baguette, Käse, Wurst, Tomaten, Gurken, Oliven, etc..und zum Nachtisch: Kuchen. Bis wir um 21.30h in Schriesheim ankommen, hat der Regen gottseidank aufgehört. Es ist aber sehr schwül. Viele streben müde rasch heim. Aber Andere müssen noch gemeinsam mit eintreffenden Helfern den Knoblauch, das Öl und den Wein abladen und abtransportieren.
Vielen Dank für sehr umsichtiges Fahren, Rolf, und dafür, dass es im Bus in der Regel immer „ richtig“ war – weder zu kalt noch zu warm. Vielen Dank, Claudia, für eine gelungene Jahresfahrt mit einer wie immer sehr harmonischen Reisegruppe und einem tollen Programm, das sowohl diejenigen ansprach, die zum ersten Mal die Fahrt mitgemacht haben, als auch die Alten Hasen.