Kulturfahrten nach Frankreich

Kulturfahrt 1. - 8.6.2019 in die Île de France - Bericht von Dr. Uschi Renner

Für die diesjährige "Kulturfahrt" hat sich unsere 1. Vorsitzende Claudia Ebert wiederum einen Höhepunkt der vielen schönen und lohnenswerten Regionen Frankreichs ausgesucht - und wie immer war die Reise bestens organisiert!

Bei schönstem Wetter ging es in das nordwestlich von Paris gelegene, sehr…

weiter lesen

Kulturfahrt 2. - 10.6.2018 - Ein Bericht von Martha Berg

Das südliche Rhonetal und zum Abschluss Ausflüge in und um unsere Partnerstadt Uzès - das waren die Ziele für unsere diesjährige Kulturfahrt. Eigentlich kennen wir alle diese Region; aber immer wieder gelingt es Claudia Ebert, Ziele neu zu entdecken und Highlights zu finden – so auch dieses Mal.…

weiter lesen

Kulturfahrt 11. - 18.6.2017 - Ein Bericht von Martha Berg

Brügge, Gent, Lille – Städte mit klangvollen Namen im Nordwesten waren u.a. das Ziel unserer diesjährigen Kulturfahrt. Flandern mit seiner wechselvollen Geschichte war immer eng mit der französischen Geschichte verbunden und ist heute u.a. Teil Belgiens sowie der neu geschaffenen nordfranzösischen…

weiter lesen

Kulturfahrt 2016

Nach dem wir ein Jahr ausgesetzt haben, bieten wir in diesem Jahr wieder unsere beliebte Kulturfahrt an. Reisezeitraum ist der 11. - 19. Juni 2016.

Folgendes Programm ist geplant:
Besichtigung der Kathedrale von Sens auf der Hinfahrt, Stadtfuehrung in Orléans, Besichtigung des Musée des Beaux Arts, Spaziergang durch den Parc floral de la Source in Orléans,Besichtigung der Abteikirche St Benoît sur Loire und der karolingischenKirche Germigny des Prés, Besichtigung der Porzelanmanufaktur in Gien, Fahrt an der Loire nach Amboise. Dort Besichtigung des letzten Wohnsitzes von Leonardo da Vinci -  Chateau Clos de Lucé mit Park. Weiterfahrt nach Bourges. Unterwegs Besichtigung des Chateau Valençay ( Tayllerand ) und des Parc naturel régional de la Brenne. Stadtfuehrung in Bourges mit Besichtigung des Palais Jacques Coeur und der Kathedrale St, Etienne, ( Weltkulturerbe ). Auf der Heimfahrt Besichtigung der  Abteikirche  de Pontigny. Es gibt viel Geschichte, Natur und Kultur, ( Essen und Trinken gehoeren dazu!)  und natuerlich eine Weinprobe,  Preis p.P € 1010.00 ( Nichtmiglieder zahlen € 10.00 mehr ) im Dz. EZ Zuschlag € 205.00.  Leistung :  Fahrt im Reisebus der Fa. Farrenkopf, Uebernachtung mit VP (mittags auch Picknick ),Eintritte und Fuehrungen, Infomappe, Trinkgelder, Weinprobe, Reiseruecktrittsversicherung im Krankheitsfall. Programm und Leitung : Claudia Ebert.

Die Fahrt ist bereits ausgebucht. Eine Warteliste liegt vor.

Kulturfahrt 2016 - 11. - 19.06.2016 (von Martha Berg)

Das Tal der Loire – klangvoller Name für eine Region voller Kultur! Sozusagen das Herz Frankreichs – entstanden doch über die Jahrhunderte  Schlösser und großartige Kathedralen, die von bedeutender Architektur zeugen. Diese geschichtsträchtigen Kulturdenkmäler zu besichtigen und dabei das Tal der Loire (mit ca. 1000 km der längste Fluss Frankreichs) kennenzulernen, war das Ziel der diesjährigen Kulturfahrt. Wie schon so viele Male hat Claudia Ebert die Ziele mit vielen Überlegungen und guten Ideen zusammengestellt zu einer wundervollen Reise – die Hotels dazu gut gewählt und alles so organisiert, dass wir es von Beginn an genießen konnten. Die von Ingrid Gängel zusammengestellte Broschüre mit den Reisezielen und Erläuterungen war eine willkommene Ergänzung. Eine erste Begrüßungs-Pause gab es auf französischem Boden nach ca. 1 Std Fahrzeit ab der Grenze – Günter Woldert hatte Sekt von der Loire ausgewählt AC Saumur/Chenin Blanc/Chardonnay von Chapin & Landais 2012 und Bouvet-Ladubay Brut 2014; hinzu gab es einen Rosé-Sekt Cabernet Sauvignon aus Schriesheim von Hans Waldenmayr. Auf diese Weise gut eingestimmt auf die französische Lebensart, erreichten wir Sens (noch im Burgund)  – bereits im Bus hatte uns Claudia Ebert über die große Kathedrale St. Étienne und ihre Geschichte informiert. Beauftragt von Erzbischof Heinrich von Sens (Henri Sanglier) um 1130 in einer Zeit, in der noch romanische Bauten überwiegen, wird sie mit einem Kreuzrippengewölbe erbaut und um 1500 endgültig fertiggestellt – die erste der großen frühgotischen Kathedralen Frankreichs und immer in Konkurrenz zu St. Denis, die obwohl später begonnen früher geweiht wurde – als Abteikirche. Der Bau hat eine Höhe von knapp 25 m und eine Länge von ca. 114 m; die große Rosette hat einen Durchmesser von 11 m. Hell wirkt das Innere und die großen Rosetten im Flamboyantstil leuchten trotz des draußen trüben Wetters. Eine Besonderheit ist das große Glasfenster eines unbekannten Meisters vom Anfang des 13. Jh., das das Leben von Thomas Becket zeigt.

Orléans erreichen wir gegen Abend – am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege an der Loire gelegen, gab es bereits früh einen Hafen, Paris am nächsten gelegen. In keltischer Zeit gab es hier den Ort Cenabum; nach der Eroberung durch Cäsar im Jahr 52 v. Chr. wurde in der Regierungszeit von Aurelian (3. Jh.) der Ort neu gegründet als „Aurelianum“, was sich zu Orléans verändert hat. Die Straßenführungen sowie die Stadtmauer lassen sich heute noch im Stadtbild erkennen; die 10 m hohe und 3 m dicke Mauer hielt einem Angriff der Hunnen im Jahr 451 stand! In merowingischer Zeit (511-613) wurde Orléans kurzfristig zum eigenständigen Königreich, später die Hauptstadt von Neustrien. Als Königsstadt der Kapetinger erreichte Orléans seine Blütezeit – viele Könige wurden hier gekrönt – Karl der Kahle (848), Robert II., gen. der Fromme (987) und Ludwig VI, gen. der Dicke (1108). Das wichtigste Ereignis, mit dem sich der Name Orléans verbindet, ist die Befreiung durch Jeanne d’Arc von den Engländern im Hundertjährigen Krieg am 8. Mai 1429.

Beim Stadtrundgang unter kundiger Führung zweier Stadtführerinnen zeigen sich bemerkenswerte Gebäude – z.B. das Hotel Groslot, das ehemalige Rathaus der Stadt. Der malerische Backsteinbau wurde im 16. Jh. als Wohnsitz des Vogts von Orléans, Jacques Groslot, erbaut und verschiedentlich erweitert. Jeanne d’Arc empfängt auf einem Sockel vor dem Gebäude. In der Rue Royale wurden die im 2. Weltkrieg stark zerstörten Arkadenhäuser wieder aufgebaut und führen direkt zur Brücke George V. – erbaut Mitte des 18. Jh. Mme. de Pompadour räumte Zweifel an der Haltbarkeit dieser ersten „flach“ erbauten Brücke aus dem Weg durch eine Fahrt über diese – danach machte der Spottvers die Runde „Unsere Brücke ist fest gebaut, sie hat die schwerste Bürde Frankreichs tragen können“ – eine Anspielung auf die Verschwendungssucht der Mätressen Ludwigs XV.

Die mächtige Kathedrale Ste. Croix wurde 1278 begonnen an der Stelle einer aus dem 10. Jh. stammenden Kirche. Nach vielen schweren Zerstörungen – z.B. durch Hugenottentruppen am 24. März 1568 und im Zweiten Weltkrieg durch deutsche und amerikanische Truppen sowie Bombardierungen wurde die Kathedrale immer wieder aufgebaut und restauriert. Die Fassade wurde erst 1829 fertiggestellt – so gehört die Kathedrale nicht zu den herausragenden Beispielen gotischer Baukunst. Originell jedoch ist ihr Säulenkranz auf den oberen Geschossen der beiden Türme. Nachts wird die Fassade in ein buntes Licht getaucht – u.a. sind Szenen aus dem Leben von Jeanne d’Arc zu erkennen; auch einige große Glasfenster sind Jeanne d’Arc gewidmet. Die beiden großen Rundfenster in den Seitenwänden sind nicht im eigentlichen Sinn Rosetten – sie sind „Strahlenfenster“, gestiftet von Ludwig XIV. und tragen außen seinen Ausspruch „Es ist keiner  größer als ich und es kommt mir keiner gleich“.  Im Süden der Stadt entstand in den 1960er Jahren der „Parc floral de la Source“ – im Zentrum liegt die Karstquelle des Loiret. Ein Ort für schöne Spaziergänge – leider hatte der langanhaltende Regen Spuren hinterlassen... Angrenzend an dieses Freizeitgelände hat sich der Campus der Universität entwickelt – die Universitätsleitung residiert im naheliegenden Chateau de la Source. Bereits 1235 hatte Papst Gregor IX. der Stadt das Recht verliehen, „Römisches Recht“ zu lehren, und 1305 wurde mit der „Salle de Thèse“ die renommierte Universität von Orléans gegründet. Ein Besuch im Musée des Beaux-Arts direkt neben der Kathedrale mit Europäischer Kunst aus dem 15.-20. Jh. beschließt diesen Tag.

Nach St.-Benoît-sur-Loire führt uns der nächste Morgen – eine der berühmtesten romanischen Klosterkirchen Frankreichs und im Mittelalter eine der bedeutsamsten Stätten der klösterlichen Kultur. 651 gegründet in dem Ort Fleury, der umbenannt wurde als wenige Jahre später die Mönche des Klosters die Reliquien des hl. Benedikt und die seiner Schwester Scholastika vom Monte Cassino in Italien nach Fleury überführten; sie retteten damit die Gebeine vor der Entweihung durch die lombardischen Eroberer. Diesem Reliquienschatz ist der Aufstieg des Klosters in den darauffolgenden Jahrhunderten zu verdanken. In der Zeit Karls des Großen entstand hier unter Abt Theodulf die Klosterschule von Fleury, zu deren Lehrprogramm die Theologie sowie die sieben freien Künste gehörten (Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie). Oft von Bränden heimgesucht wurde das Kloster immer wieder aufgebaut und erneuert; von den mittelalterlichen Anlagen ist heute nur noch die Abteikirche erhalten. Beeindruckend ist der um 1020 von Abt Gauzlin beauftragte Portalturm, ein Meisterwerk romanischer Baukunst, der „seinesgleichen sucht in ganz Gallien“. Vier sockellose mächtige Pfeiler teilen das Mittelteil des Erdgeschosses in neun gleichgroße, von Kreuzgratgewölben überragte Vierecke. Dies symbolisiert das himmlische Jerusalem, das vom hl. Johannes in der Apokalypse beschrieben wird: „Es entstehen ein neuer Himmel, eine neue Erde und das neue Jerusalem, die Braut des Lammes, mit 12 Toren – drei zum Morgenland, drei nach Norden, drei nach Süden, drei zum Abendland“. Die Kapitelle zeigen in schönsten romanischen Skulpturen stilisierte Pflanzen, Szenen aus der Offenbarung sowie den Lebensgeschichten Jesus und Mariens. Zu sehen sind auch u.a. die Flucht nach Ägypten, das Jüngste Gericht und die Apokalyptischen Reiter. Ein Meister wird namentlich erwähnt VNBERTVS ME FECIT ist einem der Kapitelle eingemeißelt; ein weiteres zeigt, wie sich am Tage des Jüngsten Gerichts ein Engel und ein Dämon um eine Seele in Gestalt eines Männleins streiten! Das romanische Kirchenschiff (ab 1150) wird überspannt von einem gotischen Kreuzrippengewölbe, die auf den romanischen Kapitellen der Säulen ruhen. Die Seitenschiffe des Langhauses führen in einen Umgang um den Langchor. Im Mittelschiff findet sich am Fuße einer Säule die kleine Figur des „Nacktbeters“ mit sichtbarer Wirbelsäule – mögliche Deutung ist eine von oben bis unten sündige Person (Antiislam). Weitere Kapitelle zeigen Ereignisse aus dem Alten und dem Neuen Testament, Szenen aus dem Leben des hl. Benedikt sowie Inschriften mit dem Namen eines Mönchs Hugo. Im Chor vor dem Hauptaltar findet sich ein kostbarer, restaurierter Marmorfußboden des Vorgängerbaus, der bei Ausgrabungen in den 1950er Jahre entdeckt wurde. Bemerkenswert ist das Nordportal der Abteikirche aus dem Ende des 12. Jh. (1996 restauriert). Im reichgeschmückten Tympanon thront segnend „Majestas Domini“ umgeben von detailreich dargestellten Evangelisten und Engeln; zu erkennen sind auch Erzväter und Propheten des Alten Testamentes. 1108 wird Philipp I. hier bestattet, was die Bedeutung des Klosters in der damaligen Zeit unterstreicht; es ist das einzige noch existierende ursprüngliche Grab eines Königs von Frankreich. In der Krypta unter dem Chor ruhen die Reliquien des hl. Benedikt.

Im kleinen Nachbardorf Germigny-des-Prés findet sich eine kleine Kirche aus der karolingischen Zeit, ein Oratorium, das sich Theodulf (Bischof von Orléans und Berater Karls d.Gr.) neben seiner privaten Villa errichten ließ und im Januar 806 geweiht wurde. Der ursprünglich quadratische Zentralbau von ca. 10 m Seitenlänge hat die Form eines griechischen Kreuzes; das Langhaus wurde im 15. Jh. ergänzt. Im Inneren bilden vier Pfeiler einen Mittelraum, von einer erneuerten Kuppel auf hohen von Arkaden durchbrochenen Mauern überdeckt in einer Höhe bis zu 12,50 m. Die Annalen von Fleury aus dem 9. Jh. überliefern, dass das Oratorium als Nachahmung der Aachener Pfalzkapelle Karls d.Gr. angesehen wurde, was die enge Bindung von Theodulf an den kaiserlichen Hof unterstreicht. Nur Weniges der ursprünglichen Pracht ist erhalten geblieben – Stuck, Mosaiken und ein Marmorfußboden gehörten zur Ausstattung. In der Hauptapsis zeigt das sorgfältig restaurierte Mosaik vier Engel – zwei große (Erz-)Engel und zwei kleine Cherubine, die auf die Bundeslade verweisen, ebenso eine sich von dem Sternenhimmel abhebende Hand. Die Deutung des Bildprogramms führt auf den Bauherrn zurück; Theodulf gilt als Verfasser der „Libri Carolini“, die sich gegen den byzantinischen Bilderkult wendet – Bilder sollten zum Schmuck der Kirchen zwar erlaubt sein, nicht jedoch angebetet werden. Lediglich die Darstellung der Bundeslade macht eine Ausnahme als von Gott und dem Heiligen Geist inspiriert.

Im alten Pfarrgarten dieser kleinen Kirche gab es für uns einen PicknickPlatz, der alles bot, was bei dem doch etwas (!) unbeständigen Wetter vonnöten war – eine für solche Events errichtete Halle mit einem stabilen Dach und einige Tische und Bänke draußen für die Unentwegten. Das Picknick bot wiederum alle Köstlichkeiten wie Paté, Käse, Oliven, Tomaten, Gurken, Salat und Baguette und zum Dessert Obst und die noch vorhandenen Kuchen – der Rotwein durfte nicht fehlen…

In Gien, die östlichste Stadt des LoireTals, besichtigen wir die Faïencerie – bereits um 1820 von einem Engländer gegründet; „Gien“ ist eine der bekanntesten Porzellanmarken Frankreichs. Zu Beginn wurde Tonerde aus der näheren Umgebung für die Herstellung verwendet, inzwischen wird das Material europaweit eingekauft. In dem angegliederten Museum sind großartige Stücke zu sehen – eine ca. 2,5 m hohe Vase mit einem Blumen- und Pfauendekor wurde für einen Wettbewerb hergestellt. Angefertigt (und käuflich zu erwerben!) sind aber auch Teller, Tassen etc. als Gebrauchskeramik.

Der nächste Tag führt uns in die Region südwestlich von Orléans, zunächst nach Cléry-Saint-André. Die ehemalige Stiftskirche Notre-Dame-de-Cléry ist einer der bedeutendsten Sakralbauten Frankreichs im Flamboyant-Stil. Die zuvor an gleicher Stelle stehende Wallfahrtskirche des 13. Jh. zu Ehren Mariens wurde 1428 im Hundertjährigen Krieg von den Engländern zerstört. Karl VII. und Graf Dunois, ein Waffengefährte der Jeanne d’Arc, begannen 1449 mit dem Wiederaufbau. Ludwig XI. förderte diesen Bau, hatte er dies doch 1443 als Dauphin gelobt. Den größten Maler sowie den bedeutendsten Bildhauer seines Reichs, Jean Fouquet und Michel Colombe, beauftragte er mit den Entwürfen; 1483 wurde er hier beigesetzt. Die Kirche ist eine siebenjochige Basilika; der Innenraum, ca. 80 m lang und 27 m hoch, wirkt leicht und harmonisch; die Spitzbogenfenster mit Flamboyant-Maßwerk haben ihre ursprünglichen Glasmalereien verloren, lassen heute ein helles Licht in den Raum. Wichtigstes Ausstattungsstück ist das Kenotaph Ludwigs XI., auf den ehemaligen Marienaltar vor einem Lettner ausgerichtet – das erklärt seine schräge Anordnung. Das ursprüngliche Grabmal wurde in den Religionskriegen zerstört und 1622 durch das heutige von Michel Bourdin ersetzt. Die Gebeine Ludwigs XI. und seiner Frau Charlotte von Savoyen ruhen nahe dem Kenotaph in einem Grabgewölbe. An der Südseite des Langhauses deckt eine Platte das Herz Karls VIII. Auf dem Hauptaltar steht eine thronende Muttergottes mit dem Jesuskind aus Eichenholz; sie wird für eine Plastik des 12. Jh. gehalten, die nach der Überlieferung 1280 bei Feldarbeiten gefunden wurde.

Leonardo da Vinci, der große Universalgelehrte – geb. 15.4.1452, siedelte 1516 im Alter von ca. 64 Jahren nach Frankreich über auf Einladung von König Franz I. Er lebte in Amboise im Chateau „Clos Lucé“ im Park des großen Schlosses von Amboise. Er arbeitete in seinen drei letzten Lebensjahren weiter an seinen zahllosen Erfindungen als Ingenieur, Architekt und Regisseur, wobei er für den Hof wundervolle Feste organisierte. Auch soll er die Wendeltreppe von Chambord beeinflusst haben. Er plante die Verbindung des Loiretals mit der Region von Lyon mittels eines Kanalsystems. Im Chateau sowie im umgebenden Park sind Modelle seiner erstaunlichen Erfindungen zu bewundern (gesponsort von der IBM) – Ingenieurarbeiten zu Waffen und Fluggeräten, er entwarf einen Tauchanzug, einen Schaduf (zur Verteilung von Wasser auf den Feldern), eine bewegliche Brücke und unendlich vieles mehr… An großen Gemälden wie der Mona Lisa (die er hier vollendet haben soll), Johannes der Täufer und hl. Anna Selbdritt arbeitete Leonardo weiter, und in dem kurz vor seinem Tod verfassten Testament erwähnt er alle, die ihm in seinem Leben nahegestanden haben. Am 2.5.1519 stirbt er in Clos Lucé und wird in der Kirche des hl. Florentin beigesetzt. Während der Religionskriege im 16. Jh. wurde das Grab geschändet, so dass Leonardos sterbliche Überreste für immer verloren gingen.   

Eine Weinprobe ist unverzichtbar bei unserer Kulturfahrt – Günter Woldert und Werner Ebert haben die „Aufgabe“ übernommen, uns die Weine der Region näher zu bringen und schmecken zu lassen! Begonnen mit einem Muscadet, über einen Touraine und Pouilly-Fumé/Sauvignon Blanc geht es zu einem Sancerre und einem Vourvray; ein Cabernet de Saumur/Cabernet Franc ist ein wohlschmeckender Rosé, und den Abschluss bildet ein Rotwein aus der Touraine, ein Malbec (Côt). Der Sauvignon Blanc hat eine „grüne Note“ – etwa wie frisch gemähtes Gras oder grüne Beerenfrüchte und ist nach dem Chardonnay die wichtigste weiße Rebe. Im Vouvray (Centre Val de Loire, nahe Tours) wird ausschließlich die Rebsorte Chenin blanc angebaut und das bereits seit dem 9. Jh. – die Beerenfarbe ist goldgelb. Die Höchsterträge werden auf 45 hl/ha begrenzt! Neben Opal, Chalzedon und Spurenelementen entstehen bei der Gesteinsbildung sogen. kieselsäurehaltige Lösungen und erzeugen einen Anklang von Feuerstein in Bouquet und Geschmack. Die von Bernd Gross vorbereiteten Liedtexte, die er schwungvoll auf der Gitarre begleitet, laden zu einem fröhlichen Singen ein, mit der unsere Weinprobe beschwingt endet!

Wir ziehen um nach Bourges, südlich von Orléans abseits der Loire. Auf unserem Weg dorthin besichtigen wir das Schloss Valençay – ein Bau aus dem 16. Jh., ursprünglich von J. d’Estampes begonnen. Es erhielt seine endgültige Gestalt in der zweiten Hälfte des 18. Jh. 1803 erwarb Charles-Maurice de Talleyrand dieses Schloss auf Wunsch Napoleons und baute es prachtvoll aus, damit politische und adlige Prominenz, an denen Napoleon gelegen war, sich hier versammeln konnte. Die Hauptfassade ist aus fünf unterschiedlichen Baugliedern zusammengesetzt. Rechts ist der große runde von einer Kuppel überfangene alte Turm, an den ein niedriger, lang gestreckter Wohntrakt anschließt. In der Mitte erhebt sich ein quadratischer Donjon und weiter links ein vergleichsweise winziger Zwilling des runden Turms. Talleyrand erweiterte die Räumlichkeiten, ließ die offene Galerie des Parkflügels schließen und das Innere komplett im Empirestil umgestalten. Der sehr schön angelegte Park war Schauplatz rauschender Feste. Zunächst jedoch war die Familie des spanischen Königs Ferdinand VII. sechs Jahre lang Bewohner des Schlosses (von Napoleon dorthin verbannt) – Talleyrand war mittlerweile in Ungnade gefallen! 1813 wurde der Vertrag von Valençay unterzeichnet, der den spanischen König wieder in seine Rechte einsetzte. Erst 1814 konnte Talleyrand das Schloss beziehen und zog sich, nachdem er als Minister Ludwigs XVIII. zurückgetreten war, ganz hierher zurück. Das Schloss ist mit Möbeln und Dekorationsobjekten besonders aus der Kaiserzeit prachtvoll ausgestattet – auch ein Tisch, auf dem Talleyrand als Vertreter Frankreichs beim Wiener Kongress 1815 Verträge unterzeichnete, ist zu sehen.

Unser weiterer Weg führt uns durch den „Parc naturel régional de la Brenne“ im Berry – eine landschaftlich äußerst reizvolle Region. Zur Mittagsrast im „Maison du Parc“ genießen wir u.a. Carpe fumée – eine Spezialität der Region. Ein Spaziergang zum „Etang de la mer rouge“ lässt uns die Ruhe dieser Wasserlandschaft genießen; am Ufer gibt es uralte Eichen. Bourges erreichen wir am frühen Abend.

Bei der Stadtführung am nächsten Morgen – wir haben eine Führerin, die aus Rottweil stammt und Familie in der Nähe von Heidelberg hat (!) – lernen wir die Hauptstadt des Berry und ihr mittelalterliches Stadtbild kennen. Gegründet von den Kelten als Avarico, war es Hauptort des Stammes der Bituriger (= Bourges) und eine der größten Städte ganz Galliens. Hier besiegte Caesar im Jahr 52 v. Chr. die aufständischen Gallier, die sich dem von Vercingetorix initiierten Widerstand angeschlossen hatten. Nach verschiedenen weiteren Zerstörungen wurde Bourges unter den Karolingern wieder aufgebaut und war ab dem 8. Jh. Sitz der Grafschaft Bourges. Ab dem 14. Jh. war es Hauptstadt des Herzogtums Berry und 1464 gründete Ludwig XI. hier die Universität Bourges – Studenten aus Heidelberg bringen die Lehre Calvins. Ende des 14. Jh. hatte Jean de Berry, der Bruder des Königs und einer der Mächtigsten im Land, Bourges zur Hauptstadt seines Herzogtums erklärt. Er hatte auch das berühmte „Stundenbuch“ der Brüder Limburg in Auftrag gegeben. Sein Todestag jährt sich dieses Jahr zum 600. Mal (1340-1416). Das große Feuer „L‘incidence de la Madeleine“ zerstörte am 22. Juli 1487 zwei Drittel der Stadt – auch den Palast des Herzogs sowie die von ihm erbaute Sainte-Chapelle. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, und bemerkenswerte Adelspaläste entstanden. Durch die Religionskriege sowie Wirtschaftskrisen war ein Niedergang nicht aufzuhalten. Die Stadt setzt heute auf ihr kulturelles Erbe und unternimmt vieles, um Gäste anzulocken; die Adelspaläste wurden aufwändig restauriert, und in den Sommermonaten werden diese nachts in malerisches Licht getaucht.

Die Kathedrale Saint-Etienne, ein gotisches Spitzbogenbauwerk, ist ein Bau von außerordentlicher Schönheit. Erbaut etwa ab 1195 an der Schwelle zur Hochgotik, gehört sie seit 1992 dem UNESCO-Weltkulturerbe an. Die Entstehungsgeschichte des Erweiterungsbaus anstelle der vorherigen Kathedrale beginnt mit dem Bau der Apsis über dem gallisch-römischen Festungswall, was dazu führt, dass eine für gotische Bauten höchst untypische Krypta entsteht von mehreren Metern Höhe. 1214 war der Chor fertiggestellt, wenig später der Rohbau des Altarraums, und die Arbeiten an den hohen Fensterscheiben begannen. Eine Pause trat ein wegen technischer und finanzieller Schwierigkeiten, die Arbeiten wurden 1225 wieder aufgenommen. 1259 brach ein Brand aus, der zum Absenken der Türme aufgrund zu schwacher Fundamente führte – man verzichtete darauf, die beiden Türme höher zu bauen; Philipp IV. ließ mit einer Schenkung von 40 Pfund das Bauwerk befestigen, so dass es 1324 durch Erzbischof Guillaume de Brosse geweiht werden konnte. Im Dezember 1506 stürzte der Nordturm und das anschl. Gewölbe ein; 30 Jahre später wurde der Schaden behoben und der neue Turm im Flamboyantstil wurde gebaut, mit 65 m größer und höher als der Südturm. 1565 verwüsteten Hugenotten die Kirche schwer, Apostelstatuen des Hauptportals wurden zerschlagen. Im 18. Jh. wurde der Chor von den Bildhauern Slodtz und Vassé neu gestaltet. Die zahlreichen, hohen Glasfenster geben einen Überblick über die Glasmalerkunst vom 12.-17. Jh. Der Bau hat eine Länge von ca. 118 m und eine Breite von ca. 41 m, die Höhe des Mittelschiffs ist 38 m. Aufgrund der relativ kurzen Bauzeit gilt die Kathedrale als ungewöhnlich homogen. Auffallend ist die durchgehend fünfschiffige Gestaltung unter gänzlichem Verzicht auf Querschiffe; eine Besonderheit ist die Staffelung der Seitenschiffe, wobei sich der dreiteilige Wandaufbau des Mittelschiffs im inneren Seitenschiff 16 m tiefer wiederholt. Der Innenraum wirkt weiter und luftiger als das bei den viel verbreiteteren klassischen Basilika-Typen wie dem zeitgleich erbauten Chartres der Fall ist. Die Westfassade weist mit den fünf Toren prominent auf die Fünfschiffigkeit der Kathedrale hin – die Tympana zeigen Ursinus von Bourges, den Hl. Etienne, das Jüngste Gericht, die Jungfrau Maria und den Hl. Guillaume.

Gegenüber der Kathedrale im Ancien Palais Archiépiscopal befindet sich das „Musée des meilleurs ouvriers“ – ein kleines Museum mit Ausstellungsstücken der besten Handwerker Frankreichs. Zu sehen sind prämierte Modelle eines alle drei Jahre ausgeschriebenen Wettbewerbs, z.B. Kunst-Handwerk, Schmuck, eine Abendrobe, auch das Modell einer Dachkonstruktion oder eines Fachwerkhauses.

Ein besonderes Symbol für Macht und Reichtum ist das Palais Jacques Cœur (1395-1456). Hohe, steile Dächer, verzierte Giebel, große Kreuzstockfenster, Türmchen und Filialen, ein prächtiges Maßwerkfenster über dem Eingang, die Innausstattung bis hin zu einem Dampfbad ist ihrer Zeit weit voraus  – hier wirkten Geld, Macht und Geist in einer seltenen Weise zusammen. Und – dieses Gebäude wurde beim großen Brand 1487 nicht zerstört! Jacques Cœur wurde ca. 1395 in Bourges als Sohn eines Pelzhändlers geboren und verkörpert als weltoffener, risikofreudiger, auch abenteuerlustiger Mann den Aufstieg des französischen Bürgertums, 1440 wurde er geadelt und avancierte zum Schatzmeister (Argentier) des Herzogs Jean de Berry; ebenso gewann er das Vertrauen des Königs Karl VII., der ihn u.a. zu diplomatischen Missionen zum Papst nach Rom schickte. Cœur baute ein Handelsunternehmen auf und unternahm weite Reisen im Mittelmeerraum. In den zahlreichen Dekors seines Hauses spiegelt sich dies wieder – zu sehen sind Orangenbäume, Palmen und Ananas; auch Muscheln und Herzen (Jacques Cœur) sind zu sehen, ebenso sein Wahlspruch „A vaillant coeur, riens impossible“ (Dem Tüchtigen ist nichts unmöglich). Er fiel in Ungnade, konnte aber fliehen und starb als Mitglied der päpstlichen Flotte gegen die Türken 1456 auf der Insel Chios.

Wir verlassen Bourges am Sonntag Morgen, und unterwegs besuchen wir noch Pontigny. Diese ehemalige Zisterzienser-Abtei liegt im Burgund, nordöstlich von Auxerre. Gegründet 1114 wurde die Abtei in relativ kurzer Zeit erbaut (bis 1155); trotzdem wurde während der Bauzeit entschieden, das Hauptschiff mit Spitzbogenfenstern zu bauen, was ermöglichte, höher bauen zu können. Das schon vollendete Querschiff mit den Rundbogenfenstern beließ man. Ein Narthex ist dem Langhaus vorgebaut. Das Gebäude ist den Regeln der Zisterzienser entsprechend sehr schlicht gehalten und wirkt besonders durch das weiße Mauerwerk – das Weiß symbolisiert das Licht und damit Gott. Der Erzbischof von Canterbury, Edmund Rich von Abington, verließ England infolge von Streitigkeiten mit dem König und ging nach Pontigny – nach seinem Tod 1240 wurde er in der Abtei beigesetzt und 1247 von Papst Innozenz heiliggesprochen. Im Querschiff steht eine Schutzmantelmadonna aus dem 13. Jh. Das Chorgestühl aus Eichenholz stammt vom Ende des 17. Jh.

Unsere abwechslungsreiche Reise fand mit einem Picknick gegenüber der Abtei von Pontigny ihren Abschluss; unser Fahrer Jakob meisterte danach gut auch das letzte Stück Fahrt. Ein herzliches Dankeschön nochmal an Claudia Ebert für all die Mühe, so viele Orte zu finden und Details zu vermitteln – und das alles so gut zu organisieren! Ebenso an alle, die an den verschiedenen Aktivitäten wie Weinprobe, Gesangseinlagen, Informationen etc. beteiligt waren. Wird es im nächsten Jahr eine Frankreich-Fahrt geben oder wird ein anderes Ziel angestrebt? Wir freuen uns darauf – au revoir et à bientôt!

Martha Berg

Kulturfahrt vom 13. 6. - 22. 6. 2014

Kulturfahrt 13.-22.6.2014
von Martha Berg

Die Fahrt durch den Sundgau nach Thann zeigt uns das im südlichen Elsass liegende Land bei strahlender Sonne. St. Thiébaut, das Münster von Thann, mit seinem 76 m hohen Turm zählt zu den bedeutendsten gotischen Bauten am Oberrhein. Das Westportal bietet mit einer Höhe von 18 m und der Breite von 8 m Raum für ein Tympanon mit einer Vielzahl von skulpturalen Szenen – lange kann man stehen und sich in die Bildgeschichten vertiefen. Das nächste Ziel steht im Kontrast zu diesem gotischen Bau – eine Architekturikone, nicht nur des Kirchenbaus sondern der gesamten Architekturgeschichte: „Chapelle Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp“. Auf einem Hügel nahe Ronchamp im Dept. Haute-Saône stand schon seit dem 15. Jh. eine Wallfahrtskirche, die mehrere Male durch Kriege und Brände zerstört wurde. Der geniale Architekt Le Corbusier entwarf in den 1950er Jahren diese Kapelle als neue Wallfahrtskirche, weithin sichtbar durch ihre exponierte Lage auf dem ca. 470 m hohen Bourlémont. Der asymmetrische Grundriss erstreckt sich über ca. 30 x 40 m, Natursteinmauerwerk mit einer Oberfläche aus weißem, sehr körnigen Verputz unterstreicht die Schlichtheit der Kapelle – kleine, in die Betonwände eingefügte Fenster lassen die hohe, schlichte Wand um die Marienstatue wie einen Sternenhimmel erscheinen. Ein muschelförmiges Dach, das auf der ca. 9 m hohen Wand wie ein riesiger, pilzförmiger Hut aufsitzt, ragt teilweise über die Außenmauern hinaus und bietet somit Schutz für den Freiluftaltar, an dem ca. 1200 Personen für einen Gottesdienst Platz finden können.
Nach der ersten Übernachtung in Besanc̦on, mit ca. 116.000 Einwohnern Hauptstadt der Franche-Comté, erkunden wir am nächsten Morgen die Stadt. Mit dem Bus fahren wir auf die Höhe über dem Doubs mit einem weiten Blick auf die Stadt, wie auf einer Insel inmitten einer großen Doubs-Schleife gelegen, sowie auf die von Vauban, dem großen Baumeister Ludwigs XIV., errichtete Festung; später erkunden wir zu Fuß die schöne Altstadt. Besanc̦on hat eine überaus wechselhafte Geschichte – im 2. Jh. v.Chr. als Vesontio Hauptsitz der keltischen Sequaner, 58. v.Chr. von Caesar erobert und einer der Hauptorte der Provinz Gallia Belgica, wurde die Stadt danach Teil des Merowinger-Reiches, des Westfrankenreiches sowie des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation; 400 Jahre lang hatte sie den Status einer „Freistadt“, die direkt dem Kaiser unterstellt ist, ab 1678 wird Besanc̦on Teil des französischen Reiches. Nach Pest und Hungersnöten erlebt die Stadt ab dem Ende des 18. Jh. einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Uhrmacherei, nach deren Niedergang siedelten sich in der Neuzeit moderne Industrien wie Mikrotechnologie etc. an. Eine an exponierter Stelle auf der Brücke über den Doubs stehende Bronzestatue stellt Joulfroy d’Abbans dar, den Erfinder des ersten Dampfschiffs. Die Cathédrale St-Jean, entstanden zwischen dem 9. und 13. Jh., ist ein Bauwerk mit zwei Apsiden und zwei Orgeln; die ältere aus dem Jahr 1764 stammt von dem Orgelbauer Riepp und hat 22 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Ein Stück (Wirtschafts-)Kultur ist die „Saline royale d’Arc-et-Senans“. Hier handelt es sich um eine Anlage zur Salzgewinnung, die der Architekt Ledoux von 1775-1779 im Auftrag Ludwigs XVI. erbaute; 1983 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die kleine Stadt, südwestlich von Besanc̦on, liegt in einer Region, in der schon seit der Römerzeit Salz gewonnen wurde. Der Architekt – mit seinen futuristischen Gebäuden, deren Modelle in einer Ausstellung zu sehen sind, seiner Zeit weit voraus –  entwarf eine Anlage mit einem halbkreisförmigen Hof, zehn Gebäude umstehen ihn; es handelt sich u.a. um Fabrikationsgebäude, Wohnräume für die Arbeiter und ihre Familien sowie an zentraler Stelle das Haus des Direktors mit einem Pyramidendach und Laterne sowie einem Portikus mit schweren Rustika-Säulen. Ein Okulusfenster im Tympanon symbolisiert das Auge des Direktors, der als direkter Vertreter des Königs sämtliches Geschehen im Hof überwacht – nicht zuletzt daran ist die Wichtigkeit des Monopols der Salzgewinnung als Grundlage für den Reichtum der Region abzulesen!
Am Sonntag geht die Fahrt weiter in Richtung Avallon; unterwegs zunächst die Stadtbesichtigung in Autun, eine Hochburg burgundischer Kunst und Kultur. Mit einer Stadtführerin, die seit ca. 20 Jahren in Autun zu Hause ist, aber aus Lampertheim stammt, fühlen wir uns bestens informiert! Kaiser Augustus gründete 10 v.Chr. die Stadt als Augustodunum an der Via Agrippa. Der in der Nähe auf einem Hügel gelegene Stammsitz der keltischen Haeduer, – die Livius als „Brüder der Römer“ bezeichnete – wurde bereits 121 v.Chr. erwähnt, aber zugunsten der neuen Stadt aufgegeben. Mit der Zeit wurde diese nach Lugdunum (Lyon) die zweitgrößte Stadt der Provincia Gallia Transalpina. Stadttore, die Porte St-André und die Porte d’Arroux, durch die die Via Agrippa Lyon mit Boulogne-sur-Mer verband, sowie ein antikes Theater mit 148 m Durchmesser (es konnten 15.000 Zuschauer Platz finden!), sind Überreste aus der römischen Zeit; auch der sogen. „Janustempel“ ist in diese Zeit zu rechnen – welchem Gott der Tempel wirklich gewidmet war, ist nicht mehr festzustellen. Unserer KulturfahrtGruppe bot er aber einen wunderschönen Platz für eines der angesagten Picknicks – mit Paté verschiedenster Sorten, einer Auswahl typischer Käse, Wurst, Oliven, Tomaten, Baguette, Obst und vin rouge blieben keine Wünsche offen! Gegen Ende des 3. Jh. mehren sich Invasionen und Überfälle der Sarazenen und Normannen. Die Franken machen Autun 532 zu ihrer Hauptstadt – eine erste Kathedrale St. Nazaire entsteht, und Autun wird zu einem Zentrum der frühchristlichen Zeit. Karl der Kahle überträgt 850 dem Bischof die Stadtherrschaft; 895 wird die Stadt von den Normannen zerstört, und erst im 12. Jh. kommt es zu einem neuen Aufschwung. Eine neue Kathedrale wird gebaut, St. Lazare, die 1130 geweiht wird; sie gilt als eines der großartigsten und wichtigsten romanischen Bauwerke Burgunds. Als Baumeister für diese Kathedrale konnte der begabte Steinmetz Meister Gislebertus gewonnen werden, dessen Bildhauerarbeiten von überragender Bedeutung sind. Unzweifelhaft ein Meisterstück ist die Darstellung „Tentation d’Eve“, die mit ihrem lebendigen Ausdruck jeden Betrachter fesselt! Unwesentlich jünger ist das um 1135 entstandene Tympanon des Hauptportals im Norden mit einer Fülle von Figuren, mit der Meister Gislebertus eine Interpretation des Jüngsten Gerichts zeigt – zu Füßen Christi ist die Signatur zu erkennen „GISLEBERTUS HOC FECIT“. Auch im Innern zeigen die Kapitelle der zahlreichen Säulen Bildergeschichten in derselben Qualität! Das Langhaus der Kirche folgt deutlich dem Vorbild der nur wenig älteren dritten Kirche des mächtigen Klosters Cluny (1088); von dort werden für den wohlproportionierten Innenraum (ca. 67 m Länge, 23 m Höhe und 21 m Breite) u.a. der steile dreigeteilte Wandaufbau und die spitzbogigen Arkaden zwischen kreuzförmigen Pfeilern übernommen. Während der Französischen Revolution wurde fast alles zerstört; unter der Leitung von Viollet-le-Duc begann man an der Wiederherstellung zu arbeiten, und seit 1949 trägt die Kathedrale den Titel einer päpstlichen „Basilica minor“. Der 100jährige Krieg hinterließ auch in Autun seine Spuren – die Stadt und die Kathedrale wurden 1379 von den Engländern zerstört; sie litt aber auch unter der Pest und den Religionskriegen des 16. Jh. Den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung verdankt Autun u.a. der Familie Rolin. Am Abend werden wir mit einem Menu verwöhnt, das ein Vorspeisenbuffet bietet und danach als Hauptgericht Joue de porcelet à la Bourguignonne (Jungschweine-bäckchen) mit neige de pommes de terre, ein Genuss! – danach als Höhepunkt ein Dessertbuffet mit den köstlichsten Süßspeisen – mousse au chocolat, tarte aux fraises, glacées, tarte aux pommes etc.
Hoch über dem Cousin-Tal auf einem Granitplateau erreichen wir die Altstadt von Avallon (ca. 8.700 Einwohnern), ebenfalls von den Haeduern vor rund 2000 Jahren als gallische Festung ausgebaut und aufgrund ihrer Lage strategisch bedeutsam. Der anglo-romanische Heerkönig Riothamus flüchtete nach seiner Niederlage 470 n.Chr. gegen die Goten hierher und wurde zu einem der Vorbilder für die frühmittelalterliche Artus-Sage. In der Stiftskirche St. Lazare, 1106 vollendet, ist in dem noch erhaltenen kleineren Portal im Tympanon eine Darstellung der Weisen aus dem Morgenland zu erkennen. Die Figuren zeigen eine enge Beziehung zu den Skulpturen, die sich in ihrer Ausführung an dem nördlichen Chartres orientieren, nicht an Cluny, wie das in Vézelay zu sehen ist.
Vézelay, ein kleiner Ort in den nordwestlichen Ausläufern des Morvan, beherbergt ein architektonisches Kleinod – die romanische Wallfahrtskirche Ste. Marie-Madeleine. Vézelay war im 12. Jh. das unangefochtene Zentrum des Magdalenenkultes und hatte auch große Bedeutung für das politische Geschehen in Europa: Bernhard von Clairvaux rief hier 1146 zum 2. Kreuzzug auf, 1190 trafen sich Philipp II. und Richard Löwenherz zum Aufbruch in den 3. Kreuzzug und Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, sprach hier in seinem Exilort den Bannfluch über König Heinrich II. aus. Bereits im 9. Jh. wurde eine Benediktinerabtei (als Frauenkloster) gegründet. Begonnen wurde die Kirche im 12. Jh., mehrfach durch Brand zerstört; Chor und Querschiff wurden im 13. Jh. im frühgotischen Stil errichtet. Vom dunkleren Hauptschiff bietet sich ein faszinierender Blick in den durch die hohen Fenster hellen, lichten Chor. Nach den Zerstörungen während der Revolution, ist es vor allem Viollet-le-Duc zu verdanken, dass die Abteikirche im 19. Jh. vor dem drohenden Verfall gerettet wurde. Wunderbar ausgearbeitete Tympana über dem Haupt- und den Nebenportalen stellen das Pfingstereignis sowie Anfang und Ende des irdischen Lebens Jesu dar. Weltberühmt sind die 99 Kapitelle im Kirchenschiff – sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie aus dem Leben der Heiligen. Den Pilgerströmen sollte mit bekannten Bildern aus dem alltäglichen Leben das Evangelium vermittelt werden – das berühmteste Kapitell ist die „Mystische Mühle“ mit der Darstellung der Verwandlung des Alten Testamentes in den Neuen Glauben.
La-Charité-sur-Loire, die kleine Stadt mit ca. 5.000 Einwohnern, liegt an einem bedeutenden Jakobsweg am Ufer der Loire und birgt ein romanisches Sakralensemble. Die Errichtung des Priorats durch den Abt Hugo von Cluny beginnt im 11. Jh.; das bedeutende Kloster wurde auch als „erstgeborene Tochter Clunys“ bezeichnet – das wohltätige Wirken der Mönche führte zu dem sprichwörtlichen Namen. Der Kirchenbau aus dem 12. Jh. zeigt zwei verschiedene aufeinanderfolgende Bauzustände der Kirche. Ursprünglich eine Kirche mit einem aus sieben Apsiden bestehenden Chorbereich, die Vierung wurde mit dem heute noch bestehenden Vierungsturm bekrönt. In der 2. Hälfte des 12.Jh. wurden die drei mittleren Apsiden durch einen Umgangschor mit Kranzkapellen ersetzt und das Langhaus um zwei auf zehn Joche erweitert. 1204 stürzte der südliche Turm in das Langhaus; wenig später wurden Teile des Seitenschiffs zur Pfarrkirche gemacht – 1791 nach Auflösung des Klosters wurden die Reste des zerstörten Langhauses zu Wohnhäusern umfunktioniert! Noch heute ist an dem erhaltenen Nord-Turm ein außerordentlicher Schmuckreichtum zu sehen. Im Tympanon über dem zugemauerten linken Portal erscheint Christus in einer Mandorla, links von ihm zwei Engel und rechts Maria – ein letztes Aufflackern des bewegten Spätstils der burgundischen Romanik.
Uzès, uns allen wohlbekannt aus zahlreichen Besuchen, erreichen wir durch das Rhônetal auf der Autoroute du soleil – es riecht nach Süden, Sonne und Lavendelblüten – und werden im Hotel St. Geniès freundlich empfangen. Der nächste Morgen führt uns nach Les-Baux-en-Provençe; wir sind fasziniert von „Les Carrières de Lumières“ – diese Multivisionsschau wird inszeniert in den durch Kalksteinabbau entstandenen Steinbrüchen – und zeigt derzeit „Klimt und Wien“. Die Farben der Bilder – neben Klimt auch von Schiele und Hundertwasser – sind überwältigend in dieser Größe! Noch ein kurzer Rundgang durch das Dorf, dann geht es weiter zur „Salin d’Aigues Mortes“. Die Salzgewinnung aus Meerwasser hat eine jahrhundertealte Tradition und stellt noch heute einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Eine Rundfahrt mit dem Minizug durch die Saline zeigt die Methoden der Salzgewinnung – uns zeigt der Wettergott aber seine gewittrige Seite!
Carcassonne – das Ziel des nächsten Tages. Eine geschichtsträchtige Region ist das Languedoc-Roussillon – das Land der Farben, aber auch der Katharer (vom griech. katharós = rein). Die Katharer sahen sich selbst als die „wahre“ christliche Kirche und wurden von der katholischen Kirche verfolgt – sie wurden als Häretiker im Zuge des Albigenserkreuzzugs (1209-1229) sowie durch die Inquisition im 13. Jh. verfolgt und vernichtet. Carcassonne mit ca. 47.000 Einwohnern liegt im Dept. Aude an der alten Handelsstraße zwischen Mittelmeer und Atlantik. Die Cité von Carcassone wird umgeben von einer Stadtmauer aus gallorömischer Zeit, im 13. Jh. erneuert von Simon IV. de Montfort, der die Stadt zum Verwaltungsort der Inquisition in Südfrankreich ernannte. Die Basilika St. Nazaire et St. Celse mit einem romanischen und einem gotischen Teil steht am höchsten Punkt im Zentrum der Cité. Im Außenbau lassen sich das niedrige, romanische Langhaus und die hohe gotische Chorpartie unterscheiden. Im Innenraum beeindrucken die klaren Linien des dreischiffigen Langhauses – es wird von einigen Forschern mit cluniazensischen Bautraditionen in Verbindung gebracht. Die Kapitelle zeigen abstrahierte, vegetabilische Formen und geometrische Ornamente. Die hohen Fenster haben teilweise noch ihre originale Verglasung aus dem 14. und 16. Jh. Die gotische Bischofskapelle aus dem 12. Jh. ist noch erhalten, der ehemals vorhandene Kreuzgang ist jedoch verschwunden. Das im 19. Jh. umgestaltete Tympanon befindet sich auf der Nordseite. Wir erleben in der Kathedrale den Gesang eines Männerchores aus Moskau – gerade richtig für unsere beiden Mitreisenden, die an diesem Tag ihre Goldene Hochzeit feiern!
Nahe Uzès liegt in einem kleinen Tal die eigentliche Eure-Quelle – selten bekommt man Zutritt, da sich hier noch immer ein wichtiges Amt der Wasserversorgung für die Region befindet; Claudia ist es gelungen, für den frühen Morgen einen kurzen Besuch für uns zu organisieren. Während der Römerzeit versorgte die  Eure u.a. die Stadt Nîmes über ein Aquädukt (inkl. Pont du Gard) mit Trinkwasser. Die von den Römern kurz vor der Zeitenwende in Stein gefasste Quelle ist noch heute in ihrem Original-zustand zu sehen – klarstes Wasser von bester Qualität! Danach lassen sich bei einem Rundgang durch Uzès noch immer eine paar neue Ecken unserer Partnerstadt entdecken, vor allem genießen wir den Blick auf die alten Adelshäuser, in denen u.a. der Film mit Gérard Dépardieu „Cyrano von Bergerac“ gedreht wurde. Am Abend haben unsere französischen Freunde zu einem Treffen am idyllischen Platz in der Nähe der Eure-Quelle eingeladen. Das Comité de jumelage bereitet uns einen herzlichen Empfang mit einem Pastis o.ä. zur Begrüßung und einer köstlichen Paella zum Genießen. Gérard Bonneau stellt uns das veränderte und dadurch verjüngte Comité vor – wir hoffen auf weitere zahlreiche Treffen!
Der Samstag bringt den quirligen Markt – die Einkaufs“Zentrale“ für die Menschen aus Uzès und Umgebung – sowie das traditionelle Austernessen. In diesem Jahr steht uns noch der Samstag Nachmittag zur Verfügung für eine Besichtigung der Bambouseraie d’Anduze, eine von Eugène Mazel 1856 gegründete ca. 40 ha große Parkanlage mit prachtvollen Bambus-Bäumen und -sträuchern und einem japanischen Garten – ein Refugium der Ruhe! Den krönenden Abschluss bildet am Abend die letzte Weinprobe, die Udo Lehmann zusammen mit Günter Woldert vorbereitet hat. Wie immer hören wir Details zu den mit Bedacht ausgewählten Weinen, dieses Mal Rotweine aus dem Gebiet  Corbières – jeweils aus kleinen Appellationen. Wir beginnen mit einem Fitou Protègès 2011, Reserve, mit 14,5 Vol.% Alkohol; es folgt ein Saint Chinian 2011, AOC, 14%. Dieser Wein besteht aus 60% Syrah, 20% Grenache und 20% Mourvèdre und ist ca. 12-18 Mon. im Eichenfass gelagert. In Paris wurde er mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Der letzte Wein ist ein Corbières Boutenac 2010, AOC, Cuvée Aristide, 14,5%, bestehend aus 50% Carrignan und 50% Grenache und Mourvèdre. Der Wein wurde mit einer „Goldmedaille Brüssel“ ausgezeichnet – der Name einer wichtigen Weinmesse, die jährlich in einer anderen europäischen Stadt stattfindet, aber immer „Brüssel“ heißt. Wir haben es genossen und sagen den beiden connaisseurs en vin danke für die Mühe der Auswahl, die vielleicht auch manches Mal ein Vergnügen war!? Und – Claudia schlägt Udo im Namen der Compagnie bachique de Kulturfahrt zum „Chevalier du vin de jumelage“!
Ein besonders herzliches Dankeschön an Claudia für die großartige Auswahl der Stationen unserer Fahrt, das Zusammentragen so vielfältiger Informationen und das Vermitteln an uns als (meist) aufmerksame Zuhörer – und natürlich für das Organisieren von Fahrt und Hotels. Viele Details könnten hier noch ergänzt werden…. Wir freuen uns auf das nächste Mal in Frankreich – wohin auch immer es uns führen wird!

Kulturfahrt 2013 im Norden Frankreichs

Bericht des Mannheimer Morgen

Verzaubert von den großen Kathedralen
Der Norden Frankreichs, die Picardie und das Nord-Pas-de-Calais, war das Ziel der jüngsten Kulturfahrt des "Förderkreises Partnerschaft Schriesheim-Uzès". Wiederum unter der bewährten Leitung und Organisation von Claudia Ebert geht die Fahrt vorbei an der Champagne nach Norden, nach Arras. Dort beeindrucken die Place des Héros mit gotischem Rathaus sowie die Grande Place. In dieser landschaftlich reizvollen Gegend sind die Kriege des 20. Jahrhunderts allgegenwärtig, große Denkmäler und die Soldatenfriedhöfe erinnern daran.
Eine Fahrt durch so berühmte Orte wie Le Touquet-Paris-Plage und Boulogne-sur-Mer, der größte Fischereihafen Frankreichs, führt zu den Höhepunkten dieses Küstenabschnittes - das "Cap Griz-Nez" und das "Cap Blanc-Nez". Bei klarer Sicht sind über "La Manche" hinweg die Kreidefelsen von Dover zu sehen. In Boulogne-sur-Mer steht der Besuch von Nausicaá an, ein beeindruckendes Meeres-Museum mit vielen fremdartigen Meeresbewohnern.
"Les jardins de Valloires" sind kleine Perlen der Gartenkunst. Angelegt bei einer Zisterzienser-Abtei zeigt sie französische Gärten, englische Gärten und einen naturalistischen Garten. Amiens ist die Hauptstadt der Picardie mit der größten Kathedrale Frankreichs. Eine Führung bringt Erklärungen der Fülle von Figuren und Darstellungen in den drei großen Portalen.
Gerberoy - eines der schönsten Dörfer Frankreichs: Dieser kleine befestigte Ort hat eine großartige Fülle von Rosen zu bieten - die Fachwerkhäuser sind über und über mit Rosenbüschen geschmückt. Die Kathedrale Saint Pierre von Beauvais - die größte der Christenheit hatte sie werden sollen, geblieben sind der Chor und das Querhaus, das Langhaus wurde nie gebaut.
Sehr geschichtsträchtig ist die "Clairière de l'Armistice" im Wald von Compiègne, Ort der Unterzeichnung des Waffenstillstands im berühmten "Salonwagen" zwischen Frankreich und Deutschland 1918 sowie des Waffenstillstands zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich 1940.
Den Abschluss der großen Rundfahrt bildet Soisson, die alte Hauptstadt der Merowinger. Die Reste der "Ancienne Abbeye St. Jean des Vignes" sowie die prachtvolle Fassade des Rathauses zur Aisne geben der Gruppe letzte Eindrücke Frankreichs mit auf den Heimweg. zg  © Mannheimer Morgen, 03.07.2013

Kulturfahrt 2012

Von Martha BERG

Freitag, 8.6.2012, ist der Start zur diesjährigen Kulturfahrt des Förderkreises Partnerschaft Schriesheim-Uzès. Wir begrüßen Frankreich mit einem Sektempfang und erreichen danach mit Troyes unser erstes Ziel.
Von beiden Weltkriegen verschont, ist Troyes der größte Ort Frankreichs mit einer vollständig erhaltenen Altstadt aus schönen Fachwerkhäusern, malerischen Gassen und beeindruckenden Kirchen. Die ehemaligen Stadtmauern haben der Altstadt die Form eines Champagnerkorkens gegeben. Bevor wir am nächsten Morgen unser nächstes Ziel ansteuern machen, wir Halt beim Château Blois, dem berühmten Schloss an der Loire. Besonders sehenswert ist die offene, achteckige Wendeltreppe, ein Meisterstück der Renaissance.
Weiter geht es entlang der Loire in Richtung Tours – aber zunächst gibt es unterwegs das vielgerühmte Picknick. Kaum hat der Bus angehalten, öffnen sich die Türen zum Gepäckraum, Tische und Bänke werden ausgeladen sowie all die Köstlichkeiten, die für ein französisches Picknick nötig sind – Käse verschiedenster Art, Paté in köstlichen Geschmacksrichtungen, knuspriges Baguette, Tomaten, Gurken, Oliven – und natürlich „vin rouge“!
TOURS zeigt sich uns an einem verregneten Sonntag. Die bereits gebuchte Stadtführung wird trotz des Regens ein voller Erfolg – nicht zuletzt aufgrund der kompetenten Führung durch Steffie aus dem Saarland. Udo Lehmanns Weinproben (dieses Jahr in Etappen serviert) sind immer ein Höhepunkt. Er bietet uns mit viel Fachwissen ausgesuchte Weine der Region an und informiert über die Besonderheiten – die Lagen, die Winzer, die Rebsorten, die Mengen, die Mischungen, die Gütesiegel…
LIMOGES ist auf dem Weg ins Perigord unsere nächste Station. Schon im Mittelalter haben Mönche die Kunst der Emailarbeiten zu hoher Blüte gebracht. Das wunderbare Musée de l’Émail ist im alten Bischofspalast wunderbar eingerichtet. Eine bedeutende romanische Kirche liegt am Weg in Richtung Perigueux, die Église abbatiale de Solignac, die St. Eloi gewidmet ist. Diese geht zurück auf eine Abtei, im 7. Jh. gegründet (an der Via compostella). Nach mehrmaliger Zerstörung und Wiederaufbau hat sich eine prächtige, romanische Kirche aus dem 12. Jh. erhalten. Am Abend erreichen wir unser nächstes Ziel, Chancelade ein Vorort von Perigueux und wohnen in der Orangerie des Schlosshotels - Château des Reynats.
BERGERAC steht für den folgenden Tag auf dem Programm – nach Périgueux die zweitgrößte Stadt im Dept. Dordogne. Die Blütezeit der Stadt war im 12. Jh. aufgrund der Handelsströme zwischen der Auvergne und dem Limousin im Landesinnern und der Hafenstadt Bordeaux. Die Fahrt führt weiter zur Dordogne- Schleife „Cingle de Trémolat“ (zu erreichen nur auf kleinen, schmalen Straßen – für Busse nicht unbedingt geeignet!). Von einem Hügel hat man einen guten Blick über den gewundenen Wasserlauf und die schöne, grüne Landschaft.
BRANTÔME wird am nächsten Morgen besucht. Eine Brücke über die Dronne aus dem 16. Jh. verbindet die Stadt mit der auf der gegenüberliegenden Seite stehenden Benediktinerabtei St.Pierre de Brantôme.
PERIGUEUX ist die Hauptstadt des Départements Dordogne. Der keltische Stamm der Petrokorier ist der Namenspatron der Stadt; sie siedelten am Ufer, nahe der heiligen Quelle von Vesunna. Unsere Führung begann auf dem Turm der alten Stadtmauer, der eine grandiose Aussicht über die beiden Stadtteile bietet. Die Kathedrale St-Front steht heute als Teil des Weltkulturerbes „Jakobsweg in Frankreich“. Der nächste Abschnitt der Busreise ist der längste – er führt von Périgueux nach Uzès. Nach dem ersten Drittel der Strecke gibt es eine willkommene Unterbrechung mit der Besichtigung der weltberühmten Höhle „Pech merle“ (Amsel Hügel). Die dort zu sehenden Zeichnungen unserer Vorfahren sind schätzungsweise 24.600 Jahre alt.
UZÈS erreichen wir nach einem schönen Picknick erst am späten Abend und werden dort  von Gérard Bonneau, dem Vorsitzenden des „Comité de Jumelage“ in Uzès, begrüßt. Am Nachmittag besichtigen wir den „Jardin Médiéval“ und der krönende Abschluss dieses Tages ist der Grillabend an der Eure-Quelle. Unsere Freunde aus Uzès haben in diesem Jahr ein großes Zelt aufgebaut. Zwei Diskjockeys bieten eine flotte Musik an – am Ende noch einen Wiener Walzer! Wir sitzen bunt gemischt, und die Sprachprobleme mit deutsch bzw. französisch werden geringer, je weiter der Abend voranschreitet!
Samstag ist wie immer Markttag, den die Teilnehmer der Kulturfahrt nicht missen wollen. Die Austern-Liebhaber kommen am späten Vormittag auch in den Genuss ihrer Spezialität - dazu ein letzter Schluck kühlen Weißweins – bevor der Bus um 12:30 Uhr abfährt. Müde aber sicher kommen wir nach Mitternacht in Schriesheim an.

Kulturfahrt 2011

Kulturfahrt vom 27. Mai bis 4. Juni 2011
Bericht von Gaby Schmitz

Unsere Ankunft in Frankreich  wird gleich - comme il faut - mit einem Glas Sekt begossen..
Nancy, die Stadt des Jugendstils, ist unser erstes Ziel. Großartige Beispiele für diesen Stil  sind der Place Stanislas mit seinen goldenen Torverzierungen, das Rathaus und viele Werke im Jugendstilmuseum. Unter Emile Gallé erlebte dieser Stil einen ungeheuren Aufschwung.Die Beispiele des klassizistischen Städtebaus sind Teil der UNESCO Liste des Weltkulturerbes.
Über St. Nicolas de Port mit seiner spätgotischen Basilika im Flamboyantstil geht es nach Toul zur gotischen Kathedrale St. Etienne und über Domrémy, den Geburtsort von Jeanne d'Arc,  nach  Vaucouleurs, wo es Jeanne endlich gelang die Franzosen zu überzeugen, dass sie ausgewählt sei, die Engländer aus Frankreich zu vertreiben.

An Langres vorbei, dessen Befestigungsmauer heute eine Promenade ist, die die ganze Stadt umgibt, kommen wir nach Tournus, wo viel Wein angebaut wird.  Die Abteikirche St. Philibert ist eine der schönsten frühromanischen Sakralbauten Frankreichs.

Zwischendrin sorgen unsere Picknicks mit Baguette, Pâté, Käse, Rotwein und allem was dazu gehört für unser leibliches Wohl. Meistens könnten wir allerdings ein wenig Sonne gebrauchen.

Das ehemalige Kloster Brou besticht durch seine Gesamtgestaltung, den Fenstern und Grabmälern und den einmaligen Steinmetzarbeiten.Es wurde von Margarete von Österreich als Grablege für ihren Mann, Herzog Philibert von Savoyen II ausgebaut, der ganz jung starb.

Lyon war früher berühmt für seine Seidenweberei - heute ist es Bankenzentrum und ein wichtiger Standort für Chemie und Maschinenbau, seine Museen und Renaissancebauten. Das Musée des Tissus et des Arts Décoratifs wurde vor ca. 100 Jahren von der Handelskammer Lyon gegründet  und im Hotel de Villeroy eingerichtet. Die Sammlung ist gegliedert in Orient und Okzident, wobei die französische Seidenherstellung eine besondere Bedeutung hat. Es gibt eine große Sammlung von Kleidungsstücken und liturgischen Ornaten vom 12. bis 18. JH aus ganz Europa. Der Teil für die Arts Décoratifs ist mit sehr vielen Möbeln und Kunstgewerbe, vorwiegend aus dem 18. JH, ausgestattet.   Lyon gilt als Zentrum der Gastronomie - das französische Schlaraffenland - wir haben dort sehr gut gegessen.

Die Altstadt  ist berühmt für seine Traboules, das sind Durchgänge zwischen Häusern, die von Innenhof zu Innenhof führen, sogar durch Treppenhäuser oder über integrierte Fahrstühle.

In Uzès gibt es einen herzlichen Empfang für uns, und unsere französischen Freunde laden uns ein zu einem köstlichen Picknick an der Eure-Quelle mit Musik und Tanz. Regine Pascal verwöhnt uns mit einigen ihrer Chansons aus der Camargue, so dass wir  erst bei Einbruch der Dunkelheit notgedrungen das Feld räumen. Unser Hotel ist seit letztem Jahr modernisiert, und das Essen ist noch schmackhafter als in den Jahren davor.

Aigues-Mortes (totes Wasser) wirkt düster. Die Stadt  ist  umgeben von einer geschlossenen Stadtmauer mit Türmen, so dass sie  selbst von außen gar nicht zu sehen ist. Sie sollte dem Königreich von Ludwig dem IX. einen Zugang zum Mittelmeer ermöglichen, denn von dort aus ist er zum 7. und 8. Kreuzzug gestartet. Der Tour de Constance erhielt traurige Berühmtheit, denn dort haben jahrzehntelang Männer und Frauen (Hugenotten) für ihren Glauben gelitten und sind dort umgekommen.

Unser Picknick in Le Grau du Roi muß leider  wegen strömenden Regens unter dem Dach eines Supermarkts stattfinden. Aber lustig war's  und geschmeckt hat es auch.

Der vorletzte Tag in Uzès ist dem Pont du Gard gewidmet, ein Bauwerk, das uns immer wieder fasziniert und uns vor Augen führt, wie geschickt und genial die Baumeister im 1. Jh. gewesen sein mußten.

Samstags ist immer Markttag in Uzès, zum Abschluß sitzt die Austernfraktion wie jedes Jahr am Boulevard und labt sich an Wein und einer oder zwei oder sogar drei Portionen frischer Austern, direkt vom Händler gegenüber. Köstlich! A la prochaine!

Wir danken Claudia Ebert für die Ausarbeitung des Programms, die hervorragende Organisation und Führung und ihre persönliche Unterstützung in allen Lebenslagen.

Kulturfahrt 2010

Von Gaby SCHMITZ

Wieder haben wir einen weiten Weg vor uns, wie immer unter der kompetenten Leitung von Claudia Ebert,  dieses Mal in den Norden Frankreichs, in die Normandie. Nach einem fröhlichen Sektempfang erreichen wir auf dem Weg nach Rouen unser erstes Ziel, die frühgotische Kathedrale Notre Dame de Laon (erbaut 1155-1235), deren Fassade mit ihren durchbrochenen Türmen, der ersten Fensterrose der Gotik, mehreren Vorhallen und tiefen Mauereinschnitten eine filigrane Wirkung erzeugt. Eine absolute Rarität sind die Plastiken von 16 Ochsen zwischen den Säulen der Türme.

Rouen
Schon zur Zeit Karls des Großen begannen die Wikinger ihre Überfälle im Norden Frankreichs. Die Hafenstadt Rouen an der Seine wurde 841 überfallen und 70 Jahre später vom französischen König an Rollo, den Anführer der Wikinger, übertragen. Sie  wurde  Hauptstadt des neuen Herzogtums Normandie. Unter Rollo begann eine Blütezeit für Rouen. Während des Hundertjährigen Krieges wurde Jeanne d'Arc hier verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. An diesem Platz steht heute eine moderne Kirche, die ihr gewidmet ist. Sie enthält Kirchenfenster  aus der während des 2. Weltkrieges zerstörten Kirche St. Vincent aus dem 16. Jahrhundert. Diese und andere wertvolle Kirchenfenster wurden schon früh vor den ersten Angriffen der Deutschen in Sicherheit gebracht. Rouen war von Mitte 1940 bis Mitte 1944 von den deutschen Truppen besetzt und  somit Ziel ständiger Bombenangriffe, vor allem auf die Seinebrücken. Trotzdem sind noch sehr viele Fachwerkhäuser erhalten, die der Stadt ein besonderes Flair geben. In der Rue du Gros-Horloge gibt es besonders viele großartig restaurierte Fachwerkhäuser. Die Uhr selbst mit nur einem Stundenzeiger im reich verzierten goldenen Rahmen ist eine der Hauptattraktionen in Rouen.

Für Claude Monet war die gotische  Kathedrale von Rouen Objekt für seinen gleichnamigen Bilderzyklus. Im Chorumgang gibt es eine Reihe Grabdenkmäler, u.a. für die Mitglieder der Familie der normannischen Herzöge, eine Tumba für das Herz von Richard Löwenherz sowie für Rollo. Die Kathedrale ist ein Musterbeispiel der französischen Gotik. Nach einem Brand im Jahre 1200 wurde sie  wieder aufgebaut und in späteren Jahrhunderten weiter verschönert mit unzähligen Ziertürmchen und  Skulpturen. Nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg sind immer noch Restaurierungsarbeiten im Gange.

Unser traditionelles Picknick findet unter einer Seinebrücke statt, weil es ganz fürchterlich regnet. Wir lassen uns aber die Laune nicht verderben und genießen u.a. die leckeren Pasteten und Käse aus der Region und den mitgebrachten Rotwein aus dem Süden. Danach  muß unser Busfahrer wieder mal beweisen, dass er auch die schmalsten Strassen und engsten Kurven meistern kann. Von der Corniche Côte Ste. Cathérine (ein Kreidefelsen) bietet sich ein großartiger Blick über Rouen, das Seinetal und sein Umland. Wir besuchen die Basilika und  den Friedhof mit der großen Glocke, die zu schwer war für den Turm der Basilika von Bonsecours. Vor der bevorstehenden  Trauung werden Kleid und Schleier der Braut ganz schön durchgepustet von Wind und Regen aber mit Hilfe der Brautmutter schafft sie es doch unbeschadet in die Kirche.

Jumièges /Honfleur
Auf dem Weg nach Honfleur besuchen wir Jumièges, die schönste Klosterruine Frankreichs. Gegründet vom Hl. Philibert um 650  wurde das Kloster 841 und 856 von den Wikingern niedergebrannt. Erst ab dem 11. Jahrhundert wurde neu gebaut, 1067 die Notre Dame Abteikirche  in Gegenwart von Wilhelm dem Eroberer eingeweiht.Während der Revolution wurde das Kloster weitgehend zerstört und diente dann als Steinbruch.1852 wurde die Abtei privat gekauft und gesichert.Ein Frauenchor in einer Nische des Klosters umrahmt unseren Besuch musikalisch, so muß es sein. Die Sümpfe des Marais Vernier wurden durch Deiche halbwegs trockengelegt und stehen unter Naturschutz. Ste. Opportune de Mare ist ein langgezogenes Straßendorf, bekannt für den Obstanbau. Alles über Äpfel erfährt man dort im Maison de la Pomme.  Le Marais Vernier Village ist das schönste Dorf  mit Reetdachhäuschen, Apfelwiesen und Blumen. Hier machen wir natürlich Picknick, diesmal mit Cidre, Calvados und Pommeau,  vorgestellt von unserem bewährten mitreisenden Expertenteam.

Über die Wallfahrtskirche Notre-Dame-de Grâce an der Corniche Normande erreichen wir Honfleur, den schönsten Hafen der Normandie, Perle der Côte Fleurie, Künstlerkolonie, Zweitwohnsitz vieler betuchter Pariser. Bis ins 20. Jahrhundert war  Honfleur der wichtigste Hafen am Ärmelkanal. Erst die großen Ozeandampfer brauchten größere Häfen, wie sie dann  Le Havre bieten konnte. Der Maler Eugène Boudin ist hier geboren und Courbet, Sisley, Monet, Pissarro, Renoir und Cézanne kamen nach Honfleur um hier zu arbeiten und sich auszutauschen. Baudelaire  schrieb hier u.a. La danse macabre.

Die Häuser am Vieux Bassin entlang sind bunt und malerisch aneinandergereiht, oft  sehr schmal ? bis zu 2 Fenster breit aber 6-7 Stockwerke hoch. In der Altstadt beeindrucken schöne Stein- und Fachwerkhäuser, die Kirchen, vor allem Ste. Cathérine, die nach ihrer Zerstörung im 100-jährigen Krieg ganz in Holz wieder aufgebaut wurde, und die Salzspeicher. Endlich können wir nun auch die ersten köstlichen Austern und Schnecken bei schönem Wetter am Hafen geniessen.

Le Havre / Dives
Über ein Wunderwerk der Technik, die Brücke der Normandie, wegen ihrer Eleganz die Harfe der Mündung genannt, größte Schrägseilbrücke Europas mit einer Hauptspannweite von 856 m und 203 m hohen Pylonen gelangen wir nach Le Havre zum Musée Malraux mit der Ausstellung Eugène Boudin, einem Vorreiter der Impressionisten, der übrigens auch Claude Monet zum Malen überredete. Durch das luxuriöse Deauville, Trouville und Houlgate erreichen wir das bäuerliche Pays d'Auge mit  unzähligen unterschiedlichen normannischen Fachwerkhäusern, teilweise reetgedeckt, mit fruchtbaren Wiesen, Apfelbäumen und unzähligen glücklichen Kühen, von deren Milch die beste Butter Frankreichs gemacht wird.

Wir erreichen den kleinen Ort Dives, von dem Wilhelm der Eroberer 1066 nach England startete und  1067 als Dank für seinen Sieg die Eglise Notre Dame de Dives errichten ließ. In Beuvron en Auge, dem hübschesten Dorf der Gegend, finden wir trotz wolkenbruchartigem Regen am Office de Tourisme einen überdachten Platz für unser Picknick, und unser mitgereister Dirigent sorgt dafür, daß wir (fast) wie die Engel singen.

Bayeux
In Bayeux ist die berühmte über 70 m lange Tapisserie de la Reine Mathilde, ein Meisterwerk  aus dem 11. Jahrhundert, unser Hauptziel. Dieser Wandteppich schildert die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer in lebendigen Bildern, gestickt auf Leinwand mit Wollgarn in verschiedenen Farben. Bayeux liegt nicht weit weg von den Stränden, an denen Engländer und Amerikaner in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 landeten. Bayeux war die erste Stadt, die von ihnen befreit wurde. Sie wurde nicht zerstört, weil sich kaum deutsche Truppen dort aufhielten. Ein Ausflug an die Orte der Landung, Omaha Beach, Utah Beach usw. veranschaulicht die militärischen Vorgänge am D-day. Die Stadt Bayeux beeindruckt durch ihre Kathedrale im gotisch-normannischen Stil und vielen schönen Fachwerk- und Steinhäusern in der hübschen Altstadt. Unser Picknick findet diesmal hinter der Kathedrale statt,  mit Weinprobe, wie immer mit fachkundigen Erläuterungen unserer mitreisenden Experten.

Avranches/Mont St. Michel
Unser nächstes Ziel ist Avranches. Unterwegs besichtigen wir die Kathedrale von Coutances, auch ein Wegbereiter für die normannische Gotik. Avranches besticht durch viele sehenswerte historische Gebäude. Hier tat Heinrich II. von England 1172 Buße für den Mord an Thomas Beckett.

Der Mont St. Michel kommt immer näher. Schon den Kelten war der Felsen in der Bucht heilig, aber erst als  Bischof Aubert 708 in einer Vision der Erzengel Michael erschien, wurde  eine Kapelle errichtet, ca. 250 Jahre später ein Benediktinerkloster.1180 errichteten die Mönche einen karolingischen Kirchenbau. Im 12. JH wurden romanische Gebäude hinzugefügt, später prächtige gotische Bauten. Im Hundertjährigen Krieg begann der Niedergang des Klosters, während der Revolution dienten Berg und Kloster als berüchtigtes Gefängnis für bis zu 18000 Insassen. Erst ab 1836 wurde die Wiederherstellung des Klosters angedacht. Der Klosterberg ist inzwischen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden und ist täglich Ziel von Tausenden von Besuchern und Pilgern.

Unser Hotel in Avranches überrascht uns dann am nächsten Morgen damit, daß es keinen Strom gibt, also auch kein warmes Wasser zur Morgendusche. In Alençon besuchen wir das Spitzenmuseum. Point d'Alençon ist eine gestickte Spitze, sehr fein, ungeheuer aufwendig und teuer (nicht zu verwechseln mit der Klöppeltechnik).Inzwischen gibt es aber auch sehr schöne industriell gefertigte Muster. Wir sind auch sehr zufrieden mit der französischen Expresspost, die das von einer Mitreisenden  im Hotel vergessene  Aufladegerät für ihr  Handy innerhalb von 2 Tagen in Alençon  übergeben hat. Merci! Unser Abschlußpicknick auf dem Nachhauseweg ist ein Fest, und wir landen glücklich  und sicher um Mitternacht in Schriesheim.

Unser Dank gilt Claudia Ebert für die hervorragende Vorbereitung der Reise, Leitung und Organisation unterwegs, Ingrid Gängel für die sehr schöne und informative Infomappe, allen die ihr Expertenwissen mit uns geteilt haben, den Einkäufern frischer Lebensmittel und denen, die für  genügend  Wasser, Wein, Cidre, Pommeau und Calvados sorgten, den Schnipplern und Spülern fürs Picknick, den Logistikexperten, den Koffer- und Tischen und Bänken Ein- und Ausladern. Und falls ich jetzt noch  jemanden vergessen habe bitte ich um Nachsicht.

 

Kulturfahrt 2009

Bericht der Kulturfahrt 22.-30. Mai 2009.
Von Gaby Schmitz

Dieses Mal führt uns die Kulturfahrt über die Schweiz und die Savoyer Alpen nach Uzès.

In Gruyères, kurz vor Lausanne, besichtigen wir eine Käserei und erfahren, wie der Käse zubereitet wird. Selbstverständlich decken wir uns mit jeder Menge Gruyère für unsere Picknicks ein. Das kleine mittelalterliche Städtchen Gruyères mit seinem Schloss liegt praktisch oberhalb der Käserei. Unter den Grafen von Greyerz hatte der Ort Marktrecht und kam durch den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten um 1400 zum Höhepunkt seines Wohlstands.

Dann begrüßt uns Lausanne, Sitz des höchsten Schweizer Gerichts, des Internationalen Olympischen Komitees, einer der besten Hotelfachschulen, Universitätsstadt - eine Stadt der Superlative, entstanden aus  einer kleinen Keltensiedlung am See, die die Römer übernahmen. Die Stadt ist erstaunlich hügelig, und beim Rundgang durch die sehr reizvolle Altstadt, vor allem über die 160 Stufen der hölzernen Markttreppen, zum Domplatz auf dem Hügel La Cité  gerät der eine oder andere schon mal aus der Puste. Die Kathedrale selbst gilt als das wichtigste und schönste gotische Bauwerk der Schweiz. Nach 2 Vorbauten um 800 und um 1100 entstand ab ca.1170 der neue Bau. Geweiht wurde sie 1275 in Anwesenheit von Papst Gregor X und  König Rudolf von Habsburg. Der wertvollste Besitz ist eine 9 m hohe Fensterrose mit Glasmalereien (ca. 1235), eine Darstellung der damals bekannten Welt: Erde, Meer, Luft und Feuer, Monate und Sternzeichen, sowie Ungeheuer, die am Rande der Welt lauern. Anlässlich der Reformation wurde viel verändert, z.B. wurden alle Wandmalereien überstrichen, die erst Anfang des 20. Jh. wieder freigelegt wurden. Die Sammlung der l'Art Brut in Lausanne wurde begründet durch eine Schenkung von Jean Dubuffet an die Stadt. Es sind originelle, bizarre Gemälde, Zeichnungen, Stickereien, Skulpturen aus den verschiedensten Materialien ? sehr sehenswert.

Ab Nyon fahren wir am See entlang, bewundern die Berge gegenüber und bedauern, daß wir  uns keines dieser schönen Anwesen am See genauer anschauen und evtl. einen Blick auf eine Berühmtheit dieser Erde  erhaschen  können. Beim Picknick am Waldesrand entdecken wir ein großes Feld wilder Erdbeeren, ein hervorragender und gesunder Nachtisch.

Die Abtei Hautecombe am Lac du Bourget in Savoyen (wir sind jetzt in Frankreich), im 12. Jh. von Graf Amadeus von Savoyen gegründet, von Zisterziensern aufgebaut und später von Benediktinermönchen geführt, ist Grablege der Savoyer Grafen, auch von Beatrix von Savoyen, die in zweiter Ehe mit König Manfred von Sizilien,  einem natürlichen Sohn des Kaisers, verheiratet war, und deren Tochter Konstanze Peter III. König von Aragon heiratete. Damit begründete das Haus Savoyen seine weitreichenden Verbindungen zu den Herrscherhäusern  in Europa. Die Bewohner Savoyens weisen (auch uns, mehrfach) darauf hin, daß Savoyen immer Französisch orientiert war und nie zu Italien gehörte.

Über Aix-les-Bains mit Kurzbesuch im edel gestalteten Spielcasino geht es nach dem Picknick weiter nach Annécy, einem der schönsten Orte der französischen Alpen. Der See war bis in die 50er Jahre total verschmutzt, wurde dann aufwändig saniert und ist heute der sauberste See Europas. Annécy selbst wird das Venedig Savoyens genannt, denn der Fluß Thion und der Vassé-Kanal durchziehen die hübsch sanierte Altstadt. Im 13.Jh.  lassen sich hier die Grafen von Genf nieder, während der Reformation flieht der Genfer Erzbischof dorthin, der Hl. Franz von Sales erhebt die Stadt zum Bischofssitz, und Annécy wird zum ?Rom der Savoyer?. In der Wallfahrtskirche Basilika de Visitation werden Reliquien des Hl. Franz von Sales und der Hl. Johanna Franziska von Chantal aufbewahrt. Ein berühmter Bürger der Stadt war auch Jean-Jacques Rousseau, der hier durch eine mütterliche(?) Freundin zum katholischen Glauben zurückfand.

Auf der Fahrt nach Chambéry durch die Berge schafft unser Busfahrer jede noch so enge Kurve und in den Fels gehauene Tunnel während wir die schneebedeckten Gipfel der Alpen gegenüber bewundern. Im Rahmen unseres Picknicks veranstalten dann unsere mitreisenden Weinexperten eine Weinprobe mit selbst ausgesuchten Savoyer Weinen, ganz ?comme il faut?. Unser Rundgang in Chambéry beginnt bei der Fontaine des Eléphants, wir gehen vorbei am welt(?)größten Theater im italienischen Stil zur Kathedrale mit seiner seltenen Gewölbeform und ausgedehnten (6000 m²) trompe l'oeil Malereien, besichtigen das Labyrinth von  Gässchen hinter den bunten Häuserfassaden, das Portail St. Dominique und das Schloß bevor wir uns vor einem  starken Regen in ein Café flüchten.

Ferdinand Cheval und sein Palais Idéal in Hauterives ist unser nächstes Ziel.27 Jahre lang sammelte  der Briefträger Cheval Steine und baute damit seinen Steinpalast, der teilweise an orientalische Tempel erinnert, mit Götterstatuen, Tieren, Treppen, Höhlen und Inschriften aller Art, fast eine Architektur der Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

Unsere zweite Heimat Uzès hat uns nun wieder: Für alle Interessierten gibt es eine Führung durch die Stadt, dann geht es nach Avignon. Eine dicke Stadtmauer umgibt die  größte noch erhaltene Altstadt Frankreichs. Der Papstpalast ist Anziehungspunkt für einen Teil unserer Gruppe, die anderen interessieren sich mehr für die Stadt.

Am Abend bereiten uns unsere Freunde aus Uzès wieder einen herzlichen Empfang mit Musik, Wein und Couscous. Der große Auftritt unseres Chors und die Solisten aus Uzès werden viel beklatscht. Es wird getanzt, gegessen und getrunken. Wir amüsieren uns köstlich und sagen auf diesem Wege: Merci et Au Revoir.

Der nächste Tag führt uns nach Les Baux, allerdings nur in die Cathédrale d'Images, ein ehemaliges Kalksteinbergwerk, das wie eine Kathedrale wirkt. Hier  gibt es dieses Jahr eine sehr beeindruckende Licht- und Tonpräsentation über Picassos Werk. Überlebensgroß werden seine Werke nach Themen geordnet auf alle Wände der Höhle projiziert. Die musikalische Untermalung ergänzt und unterstreicht die Emotionalität der Bilder.  Beim Abendessen im wunderschönen alten Bahnhof von Uzès gibt es neben einer exzellenten Vorspeise und einem köstlichen Nachtisch viel Gelächter. Die Methode wie man Gummitäubchen ißt, wird sicher noch länger diskutiert.

Am Abreisetag besuchen wir wie üblich den Markt, der diesmal wegen des Pfingstwochenendes noch voller ist als sonst. Die Austernfraktion kommt trotzdem auf ihre Kosten. Die Rückfahrt mit Abschlußpicknick ist problemlos und dank der vielseitigen Unterhaltung durch unseren Busfahrer sehr fröhlich. Also danke an ihn, an alle Helfer, die Einkäufer, die Schnippel-, Spül- und Wasserträgergruppe, die pains-de-glace-Auswechsler, unserem Logistikexperten, Ingrid Gängel für die Infomappe und natürlich Claudia Ebert für die hervorragende Organisation und Führung.